Die Weltbild Logistik steht derzeit vor einem riesigen Problem: Das Unternehmen steht auf kranken Füßen, was wiederum bedeuten würde, dass der gleichnamige Händler für Bücher und Medien nicht mehr liefern könnte. Für die Weltbild Logistik ist das ein Scherbenhaufen, der wohl nur schwer zu kitten sein dürfte.
Weltbild Logistik: Abwicklung steht bevor
Steht der Konzern Weltbild in wenigen Wochen ohne Logistikunternehmen da, könnte die Lage auch für dieses Unternehmen kritisch werden – wobei kritisch hier sogar existenzbedrohend meint. Weltbild Logistik ist ein Tochterunternehmen der Schweizer „Also“ und könnte nur noch durch drastische Maßnahmen gerettet werden. Die Schuld für die aktuelle Lage gibt „Also“ dem Betriebsrat sowie Verdi. Mit der „Also“ hat sich Walter Droege zu 40 Prozent eingekauft, er hatte noch vor Jahresfrist das insolvente Unternehmen übernommen. Walter Droege galt damals als glorreicher Ritter – heute ist er der Feind von Verdi, wobei auch das Personal inzwischen einen gewissen Groll gegen Walter Droege hegt. Dieser ist einst mit einem ausgefeilten Sanierungsplan namens Weltbild 2.0 eingestiegen. Von diesem Plan ist heute aber nichts mehr übrig.
Der Sanierungsplan ist gescheitert – die Schuld daran tragen je nach befragter Personengruppe immer andere. Management und Belegschaft schieben sich ebenso den schwarzen Peter zu wie die Gewerkschaft Verdi Walter Droege. Dabei geht Verdi sogar so weit, dass Droege angeblich bewusst die Insolvenz der Weltbild Logistik herangeführt habe. Die beiden Beteiligten sprechen nur noch vor Gericht und über die Anwälte miteinander, eine normale Kommunikation ist scheinbar nicht mehr möglich.
Weltbild Logistik: Rettung über Lohnkürzung?
Die Manager von „Also“ fordern nun, dass von den 450 Stellen der Weltbild Logistik rund 300 abgebaut werden. Für die verbliebenen Mitarbeiter soll eine Lohnkürzung die Lösung sein. Die Abschläge für diese Lohnkürzung sollen laut Betriebsrat bis zu 30 Prozent betragen. Dabei sieht die Lage tatsächlich alles andere als rosig aus: Innerhalb von drei Monaten hat die Weltbild Logistik zwar vier Millionen Umsatz gemacht, dabei aber auch drei Millionen Verlust. Dass dies auf Dauer nicht tragbar ist, ist klar. Daher hat die „Also“ den Geldhahn zugedreht und die Weltbild Logistik musste Ende Juni 2015 Insolvenz anmelden.
Allerdings hatte Droege schon Anfang des Jahres die Hälfte der Weltbildfilialen an einen Investor verkauft, der wiederum von Verdi scharf kritisiert worden war. Die Filialen waren jedoch pleite.
Nun ist offen, wie es mit dem Rest des Unternehmens weitergeht, was die Gewerkschaft Verdi unternehmen wird, um die Zentrale in Augsburg sowie die Filialen zu halten. Dazu kommt, dass auch noch das Onlinegeschäft offen ist. „Also“ will nur wieder investieren, wenn Gewerkschaft und Betriebsrat den Lohnkürzungen und Stellenstreichungen zustimmen – diese Chance ist allerdings gering. Der Betriebsrat zeigt laut Meinung des Mutterkonzerns keine Einsicht und keinerlei Verständnis. Derzeit wird bis Anfang Oktober noch Insolvenzgeld an die Mitarbeiter gezahlt. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, die Weltbild Logistik abzuwickeln, wenn keine neue Finanzspritze kommt.
Nun droht die Geschäftsführung allerdings mit einer Schließung, die noch vor dem 1. Oktober stattfinden soll. Doch wenn die Logistik schließt, sind auch die Filialen tot, was sich auf ca. 1.500 Stellen auswirken wird. Dazu äußert sich die Gewerkschaft nicht.
Das Management hingegen sieht die Lage weniger kritisch, was den Weltbild-Konzern angeht. Hier wird davon ausgegangen, dass sich Weltbild einfach einen neuen Logistikpartner suchen kann.
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