Münchener Mobilitätsstudie: Orientierung für die Mobilität von morgen

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Der Münchener Kreis ist eine internationale Vereinigung mit Mitgliedern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Nach eigenem Verständnis bietet er eine Plattform für Hersteller, Dienstleister und Anwenderbranchen wie Automotive und Energie. Er bemüht sich darum, in der digitalen Transformation Orientierung zu geben. So stellte er jüngst seine Münchner Mobilitätsstudie vor.

Münchener Mobilitätsstudie: Studie über zukünftige Mobilität

Unter dem Titel „Mobilität. Erfüllung. System. Zur Zukunft der Mobilität 2025+“ wirft die Münchener Mobilitätsstudie einen Blick voraus in die nächsten eineinhalb Jahrzehnte. Die Studie entstand unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie. Sie untersucht, wie das Verkehrswesen der nahen Zukunft funktionieren würde und wie sich der zukünftige Bedarf an Mobilität decken lassen könnte. Außerdem vertreten die Autoren der Studie einen ganzheitlichen Ansatz, der alle Beteiligten und alle Elemente als Teile eines Gesamtsystems auffasst.

Den konzeptionellen Rahmen dafür bietet ein so genanntes „Mobilitätserfüllungssystem“, in dem die Studie zeigt, wie das geschehen kann. Elemente dieses Systems sind beispielsweise Anbieter von Produkten und Dienstleistungen, Nutzer des Verkehrsnetzes, aber auch das Gütertransportsystem, der Luftverkehr oder schlicht das Straßennetz. Die drei wichtigsten Akteure in diesem System sind:

  • Die Politik:
    ihr käme dabei die Aufgabe zu, das so genannte Silodenken bei der Planung von Infrastrukturen zu überwinden und alle Akteure einzubeziehen.
  • Die Unternehmen:
    sie müssten sich auf veränderte Kundenbedürfnisse einstellen und sich für branchenübergreifende Kooperationen öffnen.
  • Die Nutzer:
    Sie müssten darüber nachdenken, wie sie ihren Bedarf an Mobilität zukünftig decken wollen, zumal sich das Verkehrswesen selbst stark verändern wird.
Für die Studie des Münchener Kreises ist die Logistik ein wichtiger Innovationstreiber. Daher sollen Personen- und Güterverkehr als Systemverbund gesehen und betrieben werden. (#1)

Für die Studie des Münchener Kreises ist die Logistik ein wichtiger Innovationstreiber. Daher sollen Personen- und Güterverkehr als Systemverbund gesehen und betrieben werden. (#1)

Münchener Mobilitätsstudie: Trends für das mobile Leben der Zukunft

Laut der Münchener Mobilitätsstudie werden die ffolgende Trends das mobile Leben der Zukunft prägen:

1. Anonymität in der Mobilität von Morgen ist eine Illusion

Zukünftige Mobilitätserfüllungssysteme setzen die Verwendung persönlicher Daten aller beteiligten Akteure voraus. Für deren Nutzung muss es international einheitliche Regelungen geben.

2. Offliner bleiben auf der Strecke

Der Zugang zu Mobilität wird digital sein, also etwa über elektronischen Zahlungsverkehr, den man über Smartphones oder Tablets abwickelt. Immer mehr Menschen werden sich über ihre digitalen Geräte identifizieren. Damit trotzdem alle die verschiedenen Verkehrsmittel nutzen können und keine digitale Spaltung entsteht, muss der Zugang auch für Offliner geregelt werden.

3. Feindliche Übernahme – Personen und Güter reisen zukünftig fremd

Güter und Dienstleistungen werden in steigendem Maße durch elektronische Plattformen und Marktplätze verteilt, die im in steigendem Maße auch global agieren. Dadurch verändert sich die Art und Weise, wie Wertschöpfung erbracht wird, sodass Anbieter hier besonders schnell auf sich wandelnde Kundenbedürfnisse reagieren müssen. Das kann den Transport von A nach B betreffen, aber auch zusätzliche Dienste zur Nutzung der Transportzeit. Die Studie erwartet daher ein breites Spektrum neuer Dienstleitungen, was wiederum freie, offene Marktplätze erfordert.

Der steigende Onlinehandel und immer mehr elektronische Plattformen und Märkte werden in steigendem Maße die Waren weltweit an den Mann bringen. (#2)

Der steigende Onlinehandel und immer mehr elektronische Plattformen und Märkte
werden in steigendem Maße die Waren weltweit an den Mann bringen. (#2)

4. Das Infrastrukturverständnis von Gestern blockiert die Infrastrukturpolitik von Morgen

Zur Zeit fehlt ein ganzheitlicher Ansatz in der Infrastrukturpolitik. Diesem Mangel könnten ressortübergreifende Kompetenzen und beschleunigte politische Entscheidungsprozesse entgegenwirken.

5. Raus aus dem Silodenken

Zur Zeit schränken starre Denkmuster die Mobilität ein und unterbinden Synergien. Es müssen Möglichkeiten dafür geschaffen werden, alle Mobilitätsoptionen miteinander zu verknüpfen.

6. Anbieter im Blindflug – Kennen sie ihre Kunden noch?

Die Fokussierung auf den Kunden ist unerlässlich, so die Studie. Bislang orientieren sich Mobilitätsanbieter zu wenig und erst zu spät an den Kundenbedürfnissen. Also entstehen neue Mobilitätsökosysteme, also Systeme von Anbietern, Nutzern und Infrastrukturen, ohne sie. Ein Beispiel dafür ist das rasante Wachstum des Taxidienst-Anbieters Uber.

7. Mobilität ist mehr als Ankommen

Die Studie stellt fest, dass der Zusatznutzen die Wahl des Transportmittels zukünftig stark beeinflussen wird. Dieser Zusatznutzen umfasst die Qualitäten des Transports selbst, aber auch zusätzliche Angebote zur Gestaltung der Reisezeit. Davon dann abhängen, wie sich ein Anbieter im Wettbewerb positionieren kann.

8. Virtuelle Mobilität ersetzt physische Mobilität

Physische Mobilität wird an Bedeutung verlieren, so etwa beim Einkaufen, Lernen oder bei der Arbeit. Als Alternative wird sich virtuelle Mobilität in der Lebens- und Arbeitswelt etablieren.

9. Bis zum Stillstand – Güter und Menschen stehen im Wettbewerb um Verkehrsraum

Die Studie sieht die Logistik als wichtiger Innovationstreiber. Daher fordern die Autoren, Personen- und Güterverkehr in der intelligenten Stadt der Zukunft als Systemverbund zu sehen und zu betreiben.


Bildnachweis: © Shutterstock-Titelbild: Travel mania, -#1 Denis Belitsky, -#2 Lesia_G

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