Ohne Lieferlogistik bleiben Supermarktfilialen, Drogeriemärkte und Bäckereien leer. Deswegen sind die vielen großen und kleinen Lkws, die Lieferwagen und Sattelschlepper, nicht einfach nur ein Ärgernis, sondern schlichte Notwendigkeit.
Fit2Load: Wegweisend für den umweltfreundlichen Lieferverkehr
Zudem wird ihre Bedeutung für die öffentliche Nahversorgung mit Dingen des täglichen Bedarfs eher noch wachsen. In dem Moment, wo sich personalisierte Lieferdienste verbreiten, die jeden Haushalt mit einem maßgeschneiderten Warensortiment beliefern, werden noch mehr Lieferfahrzeuge unsere Städte bevölkern. Das wiederum erfordert neue, umweltverträgliche Lösungen. Also haben sich die Fachhochschule Bielefeld, das Energiemanagement-Unternehmen Archimedes Technik, der Mobilitätsanbieter Westaflex und die Lechtermann-Pollmeier-Bäckereien zu einem gemeinsamen Vorhaben zusammengeschlossen.
Fit2Load soll den Fuhrpark des Bielefelder Filialunternehmens auf Elektrofahrzeuge umstellen und so die anfallenden Emissionen reduzieren. Ziel ist zudem, den Fuhrpark über das bestehende Stromnetz zu versorgen. Außerdem soll das Nachladen der Elektrofahrzeuge so organisiert werden, dass möglichst wenig Zeitverlust entsteht.
Fit2Load: Auf dem Weg zum umweltfreundlichen Lieferverkehr
Im Rahmen von Fit2Load sollen Lösungen entstehen, die eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Ladung der Fahrzeugflotte von Lechtermann-Pollmeier Bäckereien ermöglichen. Das Unternehmen hat im Raum Bielefeld insgesamt 35 Filialen zu versorgen. Archimedes Technik übernimmt dabei die Steuerung des Projekts. Das Unternehmen konzipiert die Ladesteuerung und baut die Energie- und Ladeinfrastruktur. Die Software für die intelligente Ladesteuerung liefert der Fachbereich der Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik der Fachhochschule Bielefeld. Westaflex steuert die elektrischen Ladesäulen bei.
„In dem Projekt wollen wir ein modernes, leistungsfähiges Lademanagement entwickeln, bei dem jedes Fahrzeug nach Bedarf geladen wird, um hohe Lastspitzen zu vermeiden“, erklärt Stefanie Balzarek von der Archimedes Technik GmbH. Das könnte dann folgendermaßen funktionieren: Das Fahrzeug, das zuerst den Standort wieder verlässt, wird mit der höchsten Leistung geladen. Den Strom liefert dabei die Photovoltaik-Anlage von Lechtermann-Pollmeier Bäckereien. Allerdings ist das Konzept auch für andere Branchen interessant. Prinzipiell lässt es sich auf jedes Unternehmen übertragen, dessen Fahrzeugflotte Liefer- und Versorgungsfahrten über kurze Distanzen durchführt.
„Das Mobilitätskonzept ist interessant für alle Unternehmen, die Fahrzeuge auf kurzen Distanzen betreiben, neben Bäckereien zum Beispiel auch ambulante Pflegedienste oder regionale Handwerksbetriebe“, ergänzt Prof. Jens Haubrock. Haubrock leitet an der Fachhochschule Bielefeld eine Arbeitsgruppe, die sich bereits in drei Forschungsprojekten mit Fragen ökologischer Mobilität beschäftigt hat.
Fit2Load ist Wettbewerbssieger
Fit2Load kann einen wichtigen Erfolg vorweisen. Das Projekt ist Gewinner des Klimaschutzwettbewerbs „EnergieeffizienzUnternehmen.NRW“ und erhält eine Förderung von 1, 5 Millionen Euro. Die benötigten Fördermittel stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Das Projekt wird nun in den nächsten drei Jahren ein ökologisch sinnvolles Mobilitätskonzept für den Fuhrpark der Lechtermann-Pollmeier-Bäckereien entwickeln.
Zur Zeit besteht der Fuhrpark des Unternehmens aus acht Lkw. Sie alle aus dem normalen Stromnetz zu versorgen, würde das Netz an seine Grenzen bringen. Daher greift das Unternehmen auf eine eigene Photovoltaik-Anlage zurück. Zunächst wird einer der 3,5-Tonner umgerüstet, indem der Diesel für 35 000 Euro durch eine Batterie ersetzt wird.
Die Photovoltaik-Anlage wird erforderlich, weil das bestehende Stromnetz an seine Kapazitätsgrenzen kommt, wenn mehr als zwei Fahrzeuge als einer normalen Steckdose geladen werden. Die Folge sind lange Ladezeiten von bis zu 12 Stunden pro Fahrzeug. Außerdem wäre die Spitzenlast schnell überschritten, wenn alle acht Lechtermann-Lkw elektrisch fahren und zusätzlich auch der Betrieb auf dem Firmenstandort in Vilsendorf versorgt werden muss. Diese Lastspitzen würden den Strom für das Unternehmen verteuern. Also soll ein bedarfsorientiertes Lademanagement dafür sorgen, dass diese Lastspitzen vermieden werden und die einzelnen Lkw exakt die benötigte Ladung erhalten.
Das Quartett der Fit2Load-Projektpartner
Die Lechtermann-Pollmeier-Bäckereien sind ein mittelständisches Unternehmen mit Hauptsitz in Bielefeld. Es entstand aus der 1901 gegründeten Meisterbäckerei Lechtermann und der 1955 gegründeten Bäckerei Pollmeier.
Der universitäre Projektpartner ist der Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik der Fachhochschule Bielefeld. Hier entstehen im Rahmen des 2013 gegründeten Forschungsschwerpunktes Intelligente Technische Energie Systeme Lösungen für zeitgemäße Energieversorgungskonzepte.
Westaflex ist ein deutscher Haustechnik-Hersteller mit Stammsitz in Gütersloh, der unter anderem Wellohre und Schalldämpfer produziert, aber auch Elektromobilitätslösungen anbietet. Westaflex liefert die Ladesäulen für Fit2Load.
Bildnachweis:©Titelbild: Anja Heidsiek, FH Bielefeld