Nachhaltigkeit in der Logistik: Chancen und Möglichkeiten

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Ein trauriger Rekord wurde gebrochen. Wir haben den höchsten C02-Gehalt in der Geschichte der Menschheit erreicht. Nun heißt es für alle einen Beitrag zu leisten, um einen weiteren Anstieg des C02-Gehalts weitestgehend aufzuhalten und die drohende Klimakatastrophe zu verhindern.

Die Logistikbranche muss sich neu ordnen und umdenken

Die Logistik trägt dabei einen nicht unerheblichen Anteil. Logistikentscheidungen für Unternehmen auf dem globalen Multikanalmarkt sind komplexer und leider oft ineffizienter geworden. Doch Effizienz und Nachhaltigkeit des Güter- und Warentransports müssen verbessert werden, um monetäre und ökologische Kosten zu senken. Dabei muss nicht zuletzt soziale Nachhaltigkeit berücksichtigt werden. Doch welche Lösungen sind möglich und wie kann aus ihnen ein wirtschaftlicher Wert geschaffen werden?

Logistikbranche unter Druck

Logistikunternehmen stehen immer mehr unter Druck, Emissionen zu reduzieren und Umweltvorschriften nachzukommen. Langfristige Lösungen zur Einhaltung ökologischer Ziele sind gefragt. Zugleich sollen die Kosten niedrig gehalten werden.

Das öffentliche Bewusstsein für Umweltauswirkungen setzt Logistikunternehmen zunehmend unter Druck, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Neue Vorschriften schaffen zusätzliche Herausforderungen. Eine dieser Vorschriften aus jüngerer Vergangenheit ist beispielsweise die IMO Verordnung 2020. Diese schränkt die globale Grenze für Schwefelemissionen von Schiffen ein und sorgte so für eine Erhöhung der Kraftstoffpreise für Schiffe und LKW.

Die Mischung aus neuen Vorschriften durch Regierungen und Behörden, mangelnder Automatisierung und einer vermehrten Forderung der breiten Öffentlichkeit nach Verantwortlichkeiten, fordert Unternehmen dazu auf, nach nachhaltigen Logistik- und Lieferkettenoptionen zu suchen.

Die Logistikbranche muss sich neu ordnen und umdenken – denn der öffentliche und wirtschaftliche Druck in Richtung Nachhaltigkeit ist enorm. ( Foto: Adobe Stock - netsay )

Die Logistikbranche muss sich neu ordnen und umdenken – denn der öffentliche und wirtschaftliche Druck in Richtung Nachhaltigkeit ist enorm. ( Foto: Adobe Stock – netsay )

Die Kosten einer nachhaltigen Logistik

Es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass eine Umstellung auf eine nachhaltige Logistik für die Unternehmen nicht zuletzt eine Kostenfrage ist. Ein Wechsel zu nachhaltigem Transport und nachhaltigen Lieferketten erfordert eine erhebliche finanzielle Investition.

Vor allem für den schweren Straßengüterverkehr, Luftfracht und Schifffahrt sind die Vermeidungskosten sowie die Kosten für eine Steigerung der Kraftstoffeffizienz sehr hoch. Aber: Wenn die Unternehmen der Logistikbranche zögern und zu spät handeln, werden die Kosten für eine vollständige Dekarbonisierung weiter steigen. Da Unternehmen der Transport- und Logistikbranche in der Regel lange Anlagezyklen haben, ist es umso wichtiger, dass sie Maßnahmen zeitnah ergreifen.

Hier sind konkrete Finanzierungsangebote gefragt. Doch gerade bei kleineren Unternehmen, die sich gegebenenfalls gerade von finanziellen Engpässen durch die Pandemie erholen und aktuell keine gute Bonität haben, können die Kosten für die Umstellung auf eine nachhaltige Logistik zu einem großen Problem werden. Denn eine schlechte Bonität ist ein Hauptablehnungsgrund bei Kreditanfragen.

Zu zögern ist jedoch auch keine Lösung, da sowohl der wirtschaftliche als auch der öffentliche Druck steigen. Eine geringe Bonität und ein negativer SCHUFA-Scorewert erschweren die Kreditsuche. Doch gibt es auch Banken und Kreditinstitute, die – zu einem erhöhten Zinssatz – Kredite für vielversprechende Projekte auch bei geringer Bonität vergeben. Langfristig kann es sich für Unternehmen auszahlen, Finanzierungen für nachhaltige Projekte SCHUFA-neutral zu vergleichen.

Klimaziele und ihre Umsetzung in der Transport- und Logistikbranche

Eine BCG-Studie hat gezeigt, dass von 872 befragten Logistikunternehmen 70 Prozent ihre Emissionen kaum oder gar nicht transparent machten. Nur 23 Prozent der Unternehmen haben sich konkrete Ziele gesetzt und von diesen wiederum haben weniger als 10 Prozent ihre CO2-Emissionen gegenüber dem Vorjahr tatsächlich reduziert.

Zudem sind die gesetzten Ziele der Unternehmen meist zu niedrig. Damit die Logistikbranche ihren Beitrag zum Klimaziel 1,5 Prozent leistet, wäre eine Senkung des CO2-Ausstoßes um 50 Prozent bis 2030 und um 100 Prozent bis 2050 dringend erforderlich.

Mit gutem Beispiel

Während manch ein Logistikunternehmen noch zögert und eine umfassende Umstellung auf Nachhaltigkeit hinauszögert, gehen andere Unternehmen mit gutem Beispiel voran. Dazu gehören FedEx und DB Schenker. Beide Unternehmen konnten ihre CO2-Emissionen bereits im Jahr 2009 um bis zu 40 Prozent reduzieren. Und sie haben den Plan, bis 2050 klimaneutral zu arbeiten.

Vor allem für den schweren Straßengüterverkehr, Luftfracht und Schifffahrt sind die Umstellungskosten auf vermehrte Nachhaltigkeit hoch. ( Foto: Adobe Stock -  kenanuchit_)

Vor allem für den schweren Straßengüterverkehr, Luftfracht und Schifffahrt sind die Umstellungskosten auf vermehrte Nachhaltigkeit hoch. ( Foto: Adobe Stock – kenanuchit_)

So funktioniert eine nachhaltige Logistik

Alternative Fahrzeugtechnologien, Kraftstoffe und Energien

Es ist ganz klar, die größte Herausforderung für eine nachhaltige Logistik sind die Fahrzeuge und Kraftstoffe. Denn für Transporte und Lieferungen sind die Unternehmen noch immer zu einem Großteil auf fossile Brennstoffe angewiesen. Und noch immer ist Diesel-Kraftstoff eine besonders kostengünstige Option in der Logistikbranche. Ein Ersatz aller LKW durch umweltfreundliche Fahrzeuge ist eine Maßnahme zur Erreichung ökologischer Ziele. Hybrid- und Elektrofahrzeuge sind verfügbare umweltfreundliche Alternativen.

Auch mit den Verteilungseinrichtungen verbundene Emissionen können durch umweltfreundliche Alternativen ersetzt werden. Sauber erzeugter Strom, Abfallvermeidung sowie Wasserrecycling- und Solarsysteme leisten einen entscheidenden Beitrag.

Datennutzung

Bestimmte Daten transparent zu machen, kann besonders auf den letzten Kilometern dafür sorgen, dass überflüssige Fahrten und Wege vermieden werden. Können Kunden beispielsweise den LKW, der ihr Paket transportiert, live verfolgen und haben sie die Möglichkeit, die Lieferzeit bis zur letzten Stunde zu ändern, hilft dies dem Fahrer bei der Routenplanung und senkt den CO2-Abdruck. Darüber hinaus werden die Kunden den guten Service zu schätzen wissen.

Werden Daten und Datenerhebungen in den Mittelpunkt der Lieferketten gestellt, können Unternehmen effizienter arbeiten. Ein transparentes Logistik-System verbessert die Zusammenarbeit bei Frachtabwicklung und Material- und Warenverfolgung. Darüber hinaus ermöglicht es Geschäftspartnern, Logistikabläufe besser zu verwalten, indem sie Transportmethoden in Echtzeit überwachen und die besten Alternativen ermitteln können. Zudem vermeiden Unternehmen so das Risiko von Leerkilometern. Denn Fahrzeuge werden optimal ausgelastet. Das kommt nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Gewinn zugute.

Vermeintliche Kleinigkeiten machen einen großen Unterschied.  ( Foto: Adobe Stock - Travel mania_)

Vermeintliche Kleinigkeiten machen einen großen Unterschied. ( Foto: Adobe Stock – Travel mania_)

Mit dem IoT gezielt Verbesserungsmaßnahmen einleiten

Vermeintliche Kleinigkeiten machen einen großen Unterschied. Bei einer Geschwindigkeit von 80 Kilometern pro Stunde auf der Autobahn können beispielsweise bis zu 10 Prozent Kraftstoff eingespart werden. Außerdem minimiert sich das Risiko von Personen- und Sachschäden. Auch der optimale Reifendruck beim Transportfahrzeug mindert den Kraftstoffverbrauch und den Verschleiß der Reifen. Auch ein gutes Bremsverhalten führt zu einem verringerten Kraftstoffverbrauch.

Der Reifendruck kann beispielsweise mittels Sensoren, die an den Felgen angebracht sind vom Fahrer über ein Display überwacht werden. Allgemein bietet das Internet of Things (IoT) zahlreiche Möglichkeiten des Controllings und damit der Einleitung von effektiven Verbesserungsmaßnahmen in Hinblick auf die Nachhaltigkeit bei Transport und Logistik.

Dezentralisierung und Pop-up-Lager

Es ist weithin bekannt, dass die mit dem elektronischen Handel in Zusammenhang stehenden Emissionen besonders auf den letzten Kilometern zunehmen. Pop-up-Lager bringen die Unternehmen näher an die Kunden und können so genau diese Emissionen reduzieren. Auch Lieferzeiten und Lieferkosten verringern sich und die Flexibilität wird größer.

Um Versandkosten weiter zu senken, können Lagermöglichkeiten in Kundennähe mit Abholung vor Ort kombiniert werden. In der Regel ist die Anmietung eines kleinen Lagers niedriger als die Kosten für den Versand von zentral gelegenen Großlagern.

Ressourcen, Planung und Ausführung vor Ort verbessern

Waren müssen oft auch zwischen unterschiedlichen Transportmitteln Wege zurücklegen. Container werden beispielsweise zwischen Schiff, Bahn und LKW transportiert. Für Logistikunternehmen stellt sich damit auch immer die Frage der Hoflogistik.

Diese muss einen reibungslosen Ablauf garantieren mit geringen Auswirkungen für die Umwelt und maximalem Durchsatz. Eine effiziente Planung der Schritte innerhalb des Lagers hilft, lange Pausen und Lücken in der Verarbeitung zwischen den logistischen Abläufen zu vermeiden. Damit werden auch Abfall-, Transport- und Arbeitskosten sowie CO2-Emissionen verringert.

 Bei der Umsetzung von mehr Nachhaltigkeit sind vor allem schlaue Softwarelösungen und eine effiziente Datennutzung gefragt. ( Foto: Adobe Stock - Gorodenkoff _)

Bei der Umsetzung von mehr Nachhaltigkeit sind vor allem schlaue Softwarelösungen und eine effiziente Datennutzung gefragt. ( Foto: Adobe Stock – Gorodenkoff _)

Die Vorteile einer nachhaltigen Logistik

Bei all dem Aufwand und den Kosten, die eine Umstellung auf eine nachhaltige Logistik verursachen, werden schnell die Vorteile übersehen, die sich für die Unternehmen aus dem Wandel hin zu einer nachhaltigen Logistik ergeben. Tatsächlich konnten Unternehmen der Transport- und Logistikbranche, die konkrete Pläne Richtung Nachhaltigkeit verfolgen, eine überdurchschnittliche Gesamtrendite für ihre Aktionäre erreichen.

Darüber hinaus können nachhaltig agierende Logistikunternehmen weitere Vorteile verbuchen:

  • Neue Märkte und neue Kunden:

    Nachhaltig agierende Logistikunternehmen bekommen Zugang zu neuen Märkten und zu neuen Kunden. Denn viele Auftraggeber verlangen mittlerweile Emissionsdaten im Rahmen ihrer Anfragen und Ausschreibungen. Darüber hinaus sind die meisten Kunden bereit, für nachhaltigere Transporte und Dienstleistungen auch mehr zu bezahlen. Daher können Transport- und Logistikunternehmen mit einem guten Ruf und klimafreundlichen Transporten durchaus höhere Preise verlangen ohne Sorge zu haben, nicht mehr konkurrenzfähig zu sein.

  • Motivierte und engagierte Mitarbeiter:

    Befragungen zeigen, dass Mitarbeiter in nachhaltig arbeitenden Unternehmen motivierter und engagierter sind. Die Effizienz ihrer Arbeit erhöht sich, denn sie können sich besser mit ihrem Job identifizieren und ihm mehr Sinnhaftigkeit abgewinnen. Zudem fällt nachhaltigen Marken die Gewinnung neuer und hochqualifizierter Mitarbeiter leichter. Denn viele Bewerber berücksichtigen die Nachhaltigkeit und das Engagement eines Unternehmens bei der Bewertung einer Stellenausschreibung.

  • Verbesserte Geschäftsergebnisse:

    Tatsächlich können Unternehmen durch Investitionen in nachhaltige Betriebsabläufe deutliche Kostensenkungen in Bezug auf Ressourcen wie Energieversorgung und Treibstoffe sowie bei Betriebsabläufen verzeichnen.

  • Finanzierung und Förderung:

    Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit umstellen, bekommen Zugang zu Finanzierungen und Förderungen, die an Nachhaltigkeitskriterien gebunden sind. Auf diesem Weg können Fremdkapitalkosten reduziert werden. Immer mehr Banken achten im Rahmen der Kreditvergabe auf Nachhaltigkeitsstandards.

  • Zukunftsfähigkeit:

    Wer eine nachhaltige Marke aufbaut bzw. sein Unternehmen auf Nachhaltigkeit umrüstet, verbessert die Widerstandsfähigkeit des Betriebs, denn er wird zukunftsfähig. Damit werden zugleich die Erwartungen der Investoren an das Wachstum und die Rentabilität des Unternehmens sowie das Vertrauen in strategische Entscheidungen gestärkt.

Fazit

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Unternehmen von der Planung bis zum Alltagsbetrieb nachhaltig zu gestalten. Die Verwendung von umweltfreundlichen Materialien, der Einsatz grüner Energiequellen und Kraftstoffe, Abfallvermeidung sowie die Investition in umweltfreundliche Technik leisten hier ihren Beitrag.

Die Einführung nachhaltiger Logistiklösungen ist ein wichtiger Baustein in der Schaffung nachhaltiger Lieferketten auf dem Weg zur Klimaneutralität. Zudem lohnt sich der Einsatz auch wirtschaftlich für die Unternehmen der Logistik- und Transportbranche, die den Schritt Richtung Nachhaltigkeit wagen.

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