Das Standardteilemanagement und die C-Teile Beschaffung werden oft vernachlässigt. Dadurch kommt es viel zu häufig zu teuren Produktionsausfällen bei produzierenden Unternehmen. Hier verspricht ECOSIT®, das Kanban-System aus dem Hause Böllhoff Abhilfe: Zeit und Kosten werden verringert, während die Planungssicherheit im Beschaffungsprozess steigt. Hierzu haben wir mit Simon Wittmann, Head of Marketing & eCommerce der Böllhoff GmbH gesprochen.
Im Interview erklärt Simon Wittmann der Böllhoff GmbH das ECOSIT®-System
LOGISTIK-NEWS24: Bei ECOSIT® handelt es sich um ein komplexes System, dass die Prozesse der Beschaffung in der Produktion deutlich vereinfacht. Können Sie dieses komplexe System kurz erläutern?
WITTMANN: Natürlich! Das ECOSIT®-System ist ein wirtschaftliches Beschaffungs- und Belieferungssystem für Verbindungstechnik. Es hat zwei Bestandteile: Erstens die Beschaffung, wofür der Einkauf verantwortlich ist. Zweitens die Belieferung, bei der die verantwortliche Unternehmensfunktion die (Intra)Logistik ist.
Bei ECOSIT® geht es darum, die unterliegenden Prozesse zu optimieren und die Versorgung des Kunden mit den Teilen zu sichern. Dafür nutzen wir ein C-Teile Kanban und erzielen so eine bedarfsgerechte Versorgungssicherheit.
LOGISTIK-NEWS24: ECOSIT® ist seit mehr als 30 Jahren auf dem Markt. Wie schaffen Sie es, das System stets auf dem neusten Stand zu halten?
WITTMANN: Die Philosophie der gesamten Böllhoff-Gruppe ist es, mit dem Kunden als Lösungspartner zusammenzuarbeiten. Auch bei ECOSIT® haben wir diese Einstellung. In den vergangenen 30 Jahren haben wir mehr als 500 Systeme bei unseren Kunden eingeführt und mit sowie von ihnen gelernt. Zudem beliefern wir die gesamte Breite der Industrie. Dadurch haben wir enorm viele Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Prozessen und Produkten und natürlich Menschen.
An dieser Stelle lassen wir uns sehr gerne von unseren Kunden treiben!
Weiterhin bewegen wir uns in einem digitalen und technologischen Umfeld, dass sich per se weiterentwickelt. Wir beobachten diese Entwicklung sehr genau. Sobald sich etwas herauskristallisiert, dass für unseren Prozess sinnvoll wäre, integrieren wir es. Beispiele sind die Weiterentwicklungen der RFID-Technologie. Konkret haben wir diese Entwicklungen in unserem ECO-FLEXIBLE, ähnlich einem Smartphone und ECO-MOBILE, ähnlich einer Armbanduhr, umgesetzt. Beide Teile vereinfachen die Arbeit des Werkers. Darüber hinaus generieren sie Daten zur Planung für den Disponenten sowie für uns.
Unser Team ist der dritte Grund für unsere Aktualität. Die Kollegen sind wesentlich mehr als Produktentwickler. Neben der strategischen Entwicklung von ECOSIT® nehmen sie eine feste Rolle im Tagesgeschäft direkt mit dem Kunden ein.
Beispiel: Gemeinsam mit Kollegen aus dem Vertrieb besuchen sie den Kunden und geben tiefere technische Einblicke. Zusätzlich implementieren sie das C-Teile System direkt beim Kunden. Darüber hinaus nehmen sie als Experten als Messen oder Diskussionsforen teil. Entweder besuchen sie als Zuschauer Vorträge, oder sie referieren selbst. Darüber hinaus arbeiten sie eng mit der Wissenschaft. Ein Beispiel: In einem Projekt mit dem Fraunhofer IIS untersuchten sie smarte Behälter, die durch Daten Services auslösen.
Dadurch bekommen die Kollegen enorme Mengen an Input. Was gleichzeitig ein Weiterentwicklungspotenzial darstellt.
LOGISTIK-NEWS24: Ihre Kunden sind begeistert, wie einfach das System in der Bedienung ist. Und dabei wird es von einer äußerst heterogenen Anwendergruppe bedient: Sowohl das Management, aber auch die einzelnen Mitarbeiter in der Produktion loben das C-Teile Kanban. Wie schaffen Sie das?
WITTMANN: Wir bieten das ECOSIT®-System eben nicht nur einem einzelnen Kunden an, sondern wir arbeiten mit vielen Menschen, die es verwenden sollen. Wir stellen bedarfsgerechte Lösungen für die jeweilige Zielgruppe bereit.
Dabei steht die wichtigste Person im Fokus: Der jeweilige Werker als Anwender. Denn um seine alltäglichen Aufträge zu erledigen, ist eine schnelle, einfache und fehlerfreie Versorgung mit Kleinteilen erforderlich.
Der Werker findet die Ware im Regal einfach, denn das elektronische Etikett ECOLABEL am Regal leuchtet dort auf, wo sich die betreffende ECOBIN, also der Behälter mit der gesuchten Ware, befindet. Der Werker scannt die betreffende ECOBIN und entnimmt das erforderliche Verbindungselement. Ist die ECOBIN leer, löst das ECOSIT®-System eine Nachbestellung aus.
ECOSIT vereinfacht die Kommissionierung: Im pick-by-light System leuchtet das Etikett am Regal auf. (Foto: Böllhoff GmbH)
Dadurch entfallen aufwändige, händisch auszufüllende Arbeitsvorbereitungsformulare oder Nachbestelllisten.
Disponenten sind unsere nächste Zielgruppe. Sie sind unter anderem für die C-Teile Beschaffung der Ware verantwortlich. Dabei möchten sie naturgemäß so wenig administrativen Aufwand wie möglich damit haben. Vielmehr liegt ihr Fokus auf A- oder B-Teilen. Elektronischer Datenaustausch gewährleistet, dass Disponenten nur wenig Arbeit mit dem C-Teile Management haben. Alle Daten, die ein Werker durch Scannen der RFID-Etiketten generiert, sind zeitgleich für Disponenten ersichtlich. Auch Wareneingangsbelege oder Bestellbestätigungen werden digital angeliefert und automatisch verarbeitet. In der Folge hat der Disponent im Tagesgeschäft nur wenig mit uns zu tun.
Mit dem vom Kunden befüllten Bedarfsrechner kalkulieren wir die optimale Liefermenge in Zusammenhang mit der optimalen Lieferfrequenz. Dadurch erhöhen wir sowohl die Produktverfügbarkeit als auch Wirtschaftlichkeit. Und Kosten werden gespart.
Die dritte Zielgruppe ist der Einkaufsleiter. Typischerweise sucht er einen langfristigen, verlässlichen und strategischen Lieferanten. Zusätzlich zum C-Teile Management mit Beschaffung und Intralogistik haben wir als Hersteller die Kompetenz Bauteile partnerschaftlich zu entwickeln. Im Nachgang können wir sie fertigen und als Handels- und Logistikpartner zuverlässig bereitstellen. Des Weiteren haben wir das Thema Nachhaltigkeit auf allen Ebenen in das ECOSIT®-System integriert. So kann der Einkaufsleiter die Lieferkette seines C-Teile Management transparent nachhaltig darstellen.
LOGISTIK-NEWS24: Noch bevor Sie ein maßgeschneidertes Angebot bei Ihren Kunden abgeben, errechnen sie detailliert seine Prozesskosten. und konfrontieren ihn mit einem Fragenkatalog. Das klingt recht langwierig und komplex. Was ist der Hintergrund hierzu?
WITTMANN: Unser Prozesskostenrechner ist einfach auszufüllen und der Kunde erhält einen ersten Anhaltspunkt über die beeinflussenden Faktoren. Die ergeben sich aus den Arbeitsschritten der Werker, wie wir sie oben beschrieben haben. Wenn sich ein Kunde für ein C-Teile Management System entscheidet, schaut sich jedes Unternehmen mit seinen eigenen Prozessen die einzelnen Faktoren genauer an.
Unser Vorgehen ist aus zwei Gründen wichtig: Der Kunde bekommt Verständnis für diesen Prozess, seine Intensität und Dauer, denn als Ergebnis erhält er eine Aussage wie und in welcher Höhe sich sein Aufwand auszahlt.
Weiterhin ist der Entscheider über das verwendete System selten der Anwender, der es täglich einsetzt. Daher nutzen Anwender häufig den Prozesskostenrechner als interne Argumentationsgrundlage, um die vielen beteiligten Personen zu informieren.
Wir bei Böllhoff verwenden die Ergebnisse aus Prozesskostenrechner und Fragenkatalog um den Kunden verstehen. Nur dann können wir die bestmögliche Lösung für den Kunden anbieten.
LOGISTIK-NEWS24: Unter anderem durch die Reduzierung der Lieferantenzahl oder durch geschickte (Nach-)Verhandlungen lassen sich die Kosten reduzieren. Welche Aufgabe hat ECOSIT® dabei?
WITTMANN: Hier möchte ich das klassische 80:20 Prinzip ansprechen: Das besagt, 80 % der Gesamtkosten für C-Teile sind Prozesskosten. Die verbleibenden 20 % sind der Teilepreis. Allein dadurch wird ersichtlich, wie wichtig es ist, die Prozesskosten zu optimieren.
Zudem sind wir von Böllhoff auch für die Teilepreise verantwortlich. Wir stehen im internationalen Wettbewerb und garantieren durch unsere jahrzehntelange Erfahrung wettbewerbsfähige und marktfähige Artikelpreise innerhalb unseres Beschaffungsnetzwerkes.
LOGISTIK-NEWS24: Warum ist die Planung von C-Teilen so wichtig? Im Vergleich zu dem Wert des Endproduktes des Kunden ist ihr Wert doch eigentlich zu vernachlässigen.
WITTMANN: Prozesse, Effizienzrechner und Kosteneinsparungen sind natürlich auf den ersten Blick sehr technisch und abstrakt. Aber überlegen Sie mal: Ohne Kleinteile wie unsere Verbindungstechnik gäbe es keine Endprodukte: Keine Rechner, Fahrzeuge oder Anlagen. Es ergibt sich eine Relation, denn je hochwertiger das Endprodukt ist, desto höher ist auch der Mehrwert der Verbindungstechnik. Grundsätzlich gilt es die Aufmerksamkeit dafür zu schaffen, dass an kleinen C-Teilen und vermeintlich geringwertigen Gütern das große Endprodukt nicht scheitert.
LOGISTIK-NEWS24: Wie macht ECOSIT® meine Planung sicherer?
WITTMANN: Hier sind sowohl unsere Kunden als auch wir gefordert: Unsere Kunden liefern uns eine Vorhersage über ihren Bedarf. Denn die Kunden wissen ja, wie viel sie in Zukunft produzieren und wie viele Verbindungselemente sie dafür brauchen. Wir verfügen über Analysesysteme, um diese Kundenzahlen zu verarbeiten und erhöhen im Verlauf die Planungssicherheit weiter.
Zudem ist Böllhoff zugleich Hersteller von Verbindungselementen: Als solcher treffen wir eigene Prognosen und produzieren ausreichend Verbindungselemente. Das geschieht in Fernost oder in Südeuropa.
Als Großhändler stehen wir außerdem in der Verantwortung, etwaige Schwankungen im Bedarf unserer Kunden auszugleichen. Da ist es besonders wichtig zu verstehen, wo viele C-Teile produziert werden, und dass sie typischerweise über den Seeweg geliefert werden. Das macht eine detaillierte Vorausplanung über mehrere Monate erforderlich.
LOGISTIK-NEWS24: Eine wichtige Komponente des ECOSIT® Systems sind die sogenannten „Ecositeure“, also die Spediteure. Warum funktioniert dieses Kanban System nur mit einem festen Stamm an Partnern?
WITTMANN: Das ECOSIT®-System geht weit über die übliche Leistung eines Spediteurs hinaus. Die oberste Priorität für uns hat die Versorgungssicherheit unserer Kunden. Die können wir nur dann garantieren, wenn wir mit ausgebildeten, akkreditierten Partnern zusammenarbeiten. Das ist mit dem marktüblichen Spot-System der Logistik nicht realisierbar.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist folgender: Besonders im höchsten Servicelevel liefern wir und unsere Servicepartner die Ware bis an die einzelnen Arbeitsplätze. Dadurch bekommen die Beteiligten potenziell sensible Einblicke in die Produktion unserer Kunden. Unsere Kunden können das nur akzeptieren, wenn wir mit festen Partnern arbeiten. Verschwiegenheitserklärungen und ähnliches fixieren dieses Verhältnis. Ein weiterer Punkt: Unfallverhütung. Schon allein um ihre Sicherheit nicht zu gefährden, sollten möglichst wenige betriebsfremde Personen durch die Produktion laufen.
Auch hier spielt das Thema Weiterentwicklung eine große Rolle: Wir wünschen und brauchen regelmäßiges Feedback unserer Logistikpartner. Denn nur so können wir uns und das ECOSIT®-System verbessern.
LOGISTIK-NEWS24: Nachhaltigkeit: Dieser Punkt wird zunehmend wichtig. Wie trägt ECOSIT® und sein Bestandteil ECOFREIGHT dazu bei?
WITTMANN: Wichtig ist dabei, dass das gesamte ECOSIT®-System nachhaltig konzipiert wurde und täglich implementiert wird. Schon allein durch die bedarfsgerechte Lieferung spare ich an Lagerplatz. Ad-hoc Luftfracht-Lieferungen, um noch teurere Produktionsausfälle zu vermeiden werden durch Planung vermieden. Und der Prozess ist digital. Bedeutet: Es gibt keine Papierverpackungen mehr. Auch keine handschriftlich auszufüllenden Formulare.
ECOFREIGHT, unser nachhaltiges Transportkonzept, kommt ohne die klassische Euro-Holzpalette mit Wickelfolie aus. Zu unserem Transportsystem gehören fahrbare Paletten mit integrierter Ladungssicherung, Transportdeckel mit integrierten Spanngurten und unseren ECOBIN-Behältern.
Alle Teile sind aus recyceltem Kunststoffgranulat hergestellt und werden aufgrund ihrer robusten Bauweise viel öfter verwendet, als das klassische Pendant aus Holzpalette, Wickelfolie und Karton.
LOGISTIK-NEWS24: Vielen Dank für die Vorstellung ihres ECOSIT®-Systems, Herr Wittmann!
Weitere Informationen gibt Ihnen:
Simon Wittmann, Head of Marketing & eCommerce
Böllhoff GmbH
Marketing & eCommerce
Archimedesstraße 1-4 | 33649 Bielefeld
Website: www.boellhoff.com
