Deutsch-Japanische Kooperation: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt schließt Vertrag mit japanischem Bahnforschungs-Institut

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Unter dem Dach des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) betreiben Wissenschaftler nicht nur Aerodynamik und Planetenforschung oder die Entwicklung zukunftsweisender Jettriebwerke.

DLR und RTRI: Zusammenarbeit mit neuem Vertag besiegelt

Der Schienenverkehr hat in zahlreichen DLR-Instituten seinen festen Platz. Ebenso besteht bereits ein langjähriger Austausch mit dem japanischen Forschungsinstitut für das Eisenbahnwesen, dem RTRI oder Railway Technical Research Institute. Am 1. März haben nun beide Institute in Tokio einen Vertrag für eine engere Zusammenarbeit geschlossen. Dieser Vertrag entwickelt bereits bestehende Kooperationen in den Bereichen Aerodynamik, Leichtbau und Werkstoffforschung weiter.

„Die Unterzeichnung des Kooperationsvertrages beruht auf der bereits bestehenden vertrauensvollen Zusammenarbeit und dem langjährigen konstruktiven Austausch zwischen RTRI und dem DLR. Wir freuen uns sehr auf die enge Kooperation mit einem der weltweit führenden Bahnforschungsinstitute. Das RTRI mit seiner anwendungsnahen Forschung und das DLR mit seiner eher grundlagenorientierten Bahnforschung ergänzen sich geradezu ideal“, sagte Prof. Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des DLR, anlässlich der Vertragsunterzeichnung in Tokio.

DLR und RTRI vertiefen ihre Forschungskooperation

Beide Organisationen werden nun in Bereichen wie Aerodynamik, leichterer Wagenkastenstruktur, Schienenlärm und Druckwellen bei Tunnel-Durchfahrten enger zusammenarbeiten. Durch die japanischen Shinkansen-Schnellzüge bringt die japanische Seite hier umfangreiche Expertise ein, etwa im Bereich der aerodynamischen Gestaltung von Schnellverkehrszügen, aber auch der Konzeption und dem Bau spezialisierter Tunnel, in denen der Fahrtwind fließen kann, ohne den durchfahrenden Zug zu beschädigen. Außerdem verfügt das RTRI über viele Herstellerdaten, die den DLR-Forschern bei der Validierung ihrer Simulationsmodelle helfen können.

Dagegen steuert das DLR Kenntnisse und Fähigkeiten bei der Struktur- und Crashkonzepterstellung sowie dem Einsatz neuartiger Werkstoffe bei. Hinzu kommen Forschungsanlagen wie die Tunnelsimulationsanlage in Göttingen. Insgesamt forschen 16 DLR-Institute zum Thema Schienenverkehr. Deren Projekte decken Bereiche ab wie Fahrzeugkonzepte, Fahrzeugstruktur, Aerodynamik Fahrwerk, Schienenverkehrslärm, Energiemanagement, Fahrgastfluss, Schienenverkehrsmanagement und Crashkonzept.

Innovative Forschung am RTRI

Das japanische RTRI wird sowohl von den im Land aktiven Eisenbahnunternehmen wie vom japanischen Staat getragen. In seiner jetzigen Form wurde es 1986 gegründet, kurz bevor die damalige japanische Staatsbahn Japan National Railways (JNR) privatisiert und in einzelne Unternehmen aufgegliedert wurde.

Das Institut arbeitet sowohl an neuen Technologien, etwa an Magnetschwebebahnen, wie daran, bestehende Technologien zu verbessern. Zu den Forschungsgebieten gehören, in Japan unvermeidlich, die Arbeit an Lösungen zur Erdbebenwarnung, zur Hinderniswarnung oder zur Verbesserung der Haftung von Rädern auf den Schienen. Außerdem hat des RTRI Schnellverkehrszüge mit variabler Spurbreite entwickelt, die sowohl das konventionelle Schienennetz wie auch die Shinkansen-Strecken befahren können.

Paradestück unter den laufenden Vorhaben ist ein Magnetschwebebahn-System mit superleitfähigen Schienen. Das RTRI führt es zusammen mit dem japanischen Eisenbahnunternehmen Japan Railway Central durch. Die erste Teststrecke wurde noch vom Vorgängerinstitut 1972 errichtet. Inzwischen sind wesentlich größere Testrecken errichtet worden, so etwa eine 18, 4 Kilometer lange Strecke in der Präfektur Yamanashi, die 1997 fertig wurde.

Sie wird seit 2011 erweitert und gelegentlich kommerziell genutzt, nachdem das Ministerium für Landwirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Tourismus 2009 beschlossen hatte, das Unternehmen JR Central mit dem Bau einer Strecke zwischen Tokio und Nagoya zu beauftragen.Die Strecke soll 2027 fertiggestellt sein. 2045 soll sie dann Osaka erreichen. Insgesamt wird sie dann 550 Kilometer lang sein. Ein Magnetbahn-Zug würde sie in 67 Minuten bewältigen.

RTRI arbeitet an Magnetschwebebahn-Strecke

Die zur Zeit existierende Strecke verläuft überwiegend unterirdisch und ist inzwischen 40 Kilometer lang, befördert allerdings nur an 40 Tagen im Jahr zahlende Passagiere. Dabei kaufen die Fahrgäste kein Ticket, sondern Lose für eine Lotterie. Wer keinen Platz im Zug gewinnt, darf im Bahnhof beim Zugbetrieb zuschauen. 2015 erreichte ein Zug eine Geschwindigkeit von 603 km/h pro Stunde und stellte damit einen absoluten Weltrekord für Magnetschwebebahnen auf.

Die japanische Regierung bietet das Magnetbahnsystem mittlerweile in Australien und in den USA an. Die australische Regierung ist daran interessiert, die veralteten Strecken im Nordosten des Kontinents zu erneuern und das Land dort besser zu erschließen. Dagegen wollen Bahngesellschaften an der US-amerikanischen Westküste unter anderem das bestehende Amtrak-Netz erneuern.


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