Risikomanagement in globalen Lieferketten: Präventive Logistikstrategien für Unternehmen

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Globalisierung, Digitalisierung, verschärfter internationaler Wettbewerb, Krisen in aller Welt: Unternehmen stehen heute vor größeren Herausforderungen denn je und müssen sich an die veränderten Marktbedingungen anpassen. Dabei ist es maßgeblich, sich starke und langfristige Wettbewerbsvorteile zu schaffen – unter anderem durch international wirksame Logistikstrategien.

Supply Risk Management baut auf Krisenidentifikation

An die Produkte der Unternehmen werden hohe Anforderungen gestellt. Sie müssen zum richtigen Zeitpunkt auf dem Zielmarkt verfügbar sein, müssen qualitativ und quantitativ ausreichend sein. Auch der Preis spielt eine wichtige Rolle, er soll angemessen sein und ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis darstellen. Um all das gewährleisten zu können, müssen alle Unternehmen, die zu einer Lieferkette gehören, miteinander kooperieren. Eine reibungslose und effektive Verwaltung der Lieferkette ist nötig. Dieser Aspekt wird beim Risikomanagement berücksichtigt, welches in vielen KMU als „Supply Risk Management“ geführt wird. Tipp: Fachkräfte, die Unternehmen in diesem Bereich unterstützen wollen, können an einer renommierten Hochschule Internationales Logistikmanagement studieren und erfahren dort alles zu Risikofaktoren, Strategien und deren Umsetzung.

Das bedeutet „Supply Risk Management“

Eine funktionierende Lieferkette ist für jedes Unternehmen das A und O. Doch in Zeiten wachsender Unsicherheiten und globaler Verflechtungen steht die Belastbarkeit dieser Lieferkette nicht selten auf dem Prüfstand. Dem Supply Risk Management kommt eine besondere Bedeutung zu, wobei es nicht nur darum geht, Krisen zu verhindern, sondern überhaupt erst einmal Risiken zu identifizieren sowie diese zu steuern. Nur so lassen sich reibungslose Abläufe garantieren.

So vorteilhaft die Globalisierung auch sein mag, bedeutet sie doch auch, dass die Lieferkette an immer mehr Punkten unterbrochen werden kann. Diese Unterbrechungen können zahlreiche Nachteile für die Unternehmen haben:

  • Verlangsamung des Betriebs oder der Produktion
  • Entstehung von Engpässen bei Ressourcen oder Materialien
  • Schädigung des Unternehmensimages
  • Schwächung der Rentabilität
  • Abwanderung von Kunden

Unternehmen, die eine Strategie für das Risikomanagement entwickelt haben und umsetzen, können eher die nötige Widerstandsfähigkeit aufbauen und damit Unsicherheiten bis hin zu Krisen vermeiden. Qualitätssteigerungen, Erhöhung der Kundenzufriedenheit und Kostensenkung sind die drei wichtigsten Gewinne, die aus einem effektiven Risikomanagement resultieren.

Typische Krisen, die Unternehmen bedrohen

Unternehmen können durch interne und externe Risiken gleichermaßen bedroht sein. Um effektive Logistikstrategien entwickeln zu können, ist es wichtig, die möglichen Risiken zu identifizieren:

1. Globale Ereignisse

Störungen in der Lieferkette können unter anderem durch Naturkatastrophen in anderen Ländern entstehen. Auch politische und wirtschaftliche Veränderungen wie Kriege, Streiks oder auch geänderte Treibstoffpreise wirken sich auf Unternehmen und ihre Lieferketten aus. Das Risikomanagement muss diese Faktoren berücksichtigen und entsprechende Vorsorgemaßnahmen definieren.

2. Lieferanten

Eine gesunde Partnerschaft zu Lieferanten kann durch finanzielle Veränderungen oder Kapazitätsengpässe negativ beeinflusst werden. Sind Lieferanten nicht mehr zuverlässig, hat das Auswirkungen auf die gesamte Lieferkette. Unternehmen sollten Ersatzoptionen prüfen und alternative Bezugsquellen definieren.

3. Cybersicherheit

Lieferketten sind zunehmend anfällig für Störungen und Angriffe auf die Cybersicherheit. Ransomware und Malware sind in der Lage, eine ganze Produktion zu stoppen, eine Offenlegung sensibler Kundendaten kann irreparable Reputationsschäden verursachen. Transporte und Logistik können durch Cyberangriffe gestört oder gestoppt werden. Unternehmen müssen Schwachstellen ebenso definieren wie Gegen- und Präventivmaßnahmen festlegen.

4. Nachfrageänderungen

Die Nachfrage vor allem der Endverbraucher ändert sich oft schnell, was durch globale Marktschwankungen sowie Finanzveränderungen bedingt ist. Unternehmen müssen Strategien entwickeln, mit denen sich Lagerbestände optimieren und Vertriebskanäle flexibilisieren lassen, um einer schwankenden Nachfrage gerecht werden zu können.

5. Umwelt- und soziale Verantwortung

Vor allem die Themen Menschenrechte und Nachhaltigkeit sind für Unternehmen maßgeblich und müssen bei der Planung von Standards für die Lieferkette berücksichtigt werden. Eine diesbezügliche sorgfältige Bewertung sowie das Festlegen von Alternativen ist für diesen Bereich wichtig.

Zusätzlich können individuell für jedes Unternehmen zusätzliche Risiken entstehen. Selbst ein Mangel an Fach- und Arbeitskräften kann zu Störungen der Lieferketten führen. Um einen Überblick über mögliche Risiken und Strategie zur Vermeidung von Krisen zu erhalten, ist die Handreichung des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zur Umsetzung einer Risikoanalyse hilfreich. Die hier dargestellten Aspekte können unternehmensspezifisch angepasst werden.

Risikomanagement schützt Unternehmen vor Krisen

Nach der Definition der möglichen Krisen, die auf ein Unternehmen und insbesondere auf den Bereich der Logistik zukommen können, muss es darum gehen, Strategien und Lösungen zur Krisenbewältigung zu entwickeln. Dafür gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, wobei die Transparenz aller Prozesse zuerst sichergestellt werden muss. Denn nur wer weiß, was an welcher Stelle nötig und möglich ist, kann entsprechende Strategien entwickeln und im Ernstfall rechtzeitig reagieren.

Krisenmanagement in der Logistik des Unternehmens

Alles beginnt mit der bereits erwähnten Risikoanalyse, bei der potenzielle Risiken identifiziert und bewertet werden. Darauf aufbauend können Notfallpläne entwickelt werden, die spezifische Maßnahme für einzelne Krisen festlegen. Dazu gehört auch die Implementierung von Redundanzen in der Lieferkette, um Ausfällen vorbeugen zu können. Zusätzlich sind die folgenden Maßnahmen und Strategien in der Logistik empfehlenswert:

  • Diversifizierung der Lieferanten zur Vermeidung von Abhängigkeiten
  • Frachtoptimierungen zur Kostensenkung und Steigerung der Effizienz
  • enge Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten
  • Einsatz moderner Technologien
  • Optimierung der Lagerhaltung zur Steigerung der Effizienz
  • Nutzung aller Möglichkeiten zur Digitalisierung

Zusätzlich sind präventive Maßnahmen nötig, um Krisen zu verhindern. Dazu zählt beispielsweise eine regelmäßige Überprüfung der definierten Risiken, sodass Aktualisierungen möglich sind. Eventuell sind neue Risiken dazugekommen und andere weggefallen? Notfallpläne müssen nun entsprechend angepasst werden.

Mitarbeiter sollten regelmäßig geschult werden, um in der Lage zu sein, auf Veränderungen kurzfristig zu reagieren. Sie sollten zudem Notfallübungen absolvieren, damit im Fall der Fälle jeder Handgriff sitzt. Dabei ist es wichtig, auf Frühwarnsysteme zu setzen, die die Mitarbeiter auch kennen müssen. Potenzielle Krisen lassen sich damit bereits in den Anfängen erkennen.

Krisenmanagement im Lager eines Unternehmens

Zum Risikominimierung in der Lieferkette zählt zudem die Optimierung des Lagers. Gerade hier können vielfältige Risiken eintreten, zu denen unter anderem Brände, Überschwemmungen, Diebstahl oder Ausfälle der IT gehören. Als zentraler Bestandteil der Logistik kommt dem Lager eine besondere Bedeutung zu, weshalb dieser Bereich ein besonders effektives Risikomanagement erfordert. Zu den Herausforderungen, die seitens des Unternehmens im Lager zu meistern sind, gehören:

  • hohe Warenkonzentration, was das Risiko für Schäden im Ernstfall erhöht
  • komplexe und störungsanfällige Prozesse
  • Abhängigkeit von IT-Systemen und Vernetzung einzelner Standorte
  • nicht effektiv genutzte Lagerflächen

Auf diesen Risiken aufbauend lassen sich perfekt zugeschnittene Krisenstrategien entwickeln. Neben der Brandprävention über Rauchmelder, Brandmeldeanlagen und Feuerlöscher muss auch der Einbruchschutz berücksichtigt werden. Überwachungskameras und Alarmanlagen sollen sicherstellen, dass niemand unbefugt Zutritt zum Lager sowie zu den Produktionsbereichen hat. Darüber hinaus sind im Lager folgende Strategien sinnvoll:

  • Schulung der Lagermitarbeiter
  • Optimierung der Lagerbereiche zur effektiven Raumnutzung
  • Einsatz von Lagerverwaltungssoftware
  • regelmäßige Datensicherung
  • Notstromversorgung sicherstellen

Im gesamten Logistikbereich und damit auch im Lager sind Präventionsmaßnahmen sinnvoll. Regelmäßig durchgeführte Inspektionen zeigen Schwachstellen auf, die sich als Gefahrenquellen entpuppen und beseitigt werden müssen. Technische Anlagen müssen inspiziert und gewartet werden, um Ausfälle zu verhindern. Darüber hinaus sind Sicherheitsvorkehrungen auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen. Des Weiteren sollten die weiteren Logistikbereiche, die sich an das Lager anschließen (Transporte zu Kunden etc.) auf Effizienz und Störungsanfälligkeit überprüft werden. Gegebenenfalls sind hier ebenfalls weitere Strategien zu entwickeln, um beispielsweise Transporte rasch auf Störungen im Lager anpassen zu können.

Überwachung und Verbesserung der Krisenstrategien

Die Lieferketten eines Unternehmens bedürfen eines ständigen Monitorings sowie identifizierter Risiken. Regelmäßige Audits zum Finden von Schwachstellen gehören ebenso dazu wie Reviews der bestehenden Risk-Management-Prozesse. Vergangene Vorfälle sollten als Lernprozesse dienen, aus denen sich Strategien zur Störungsvermeidung ableiten lassen. Insgesamt muss das Risikomanagement in der Logistik agil sein, um schnell auf sich verändernde Marktgegebenheiten reagieren zu können und unerwartete Herausforderungen problemlos zu meistern. Diese Fähigkeit zur Anpassung ist entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens, das mit seinem Risk Management Lager, Logistik und Vertrieb flexibel hält sowie in Notfällen kurzfristig reagieren kann.

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